Wirkung von Bakterienkulturen auf die Gehirnfunktion bei Depression | Interessante Artikel

Bei einer schweren Depression tragen kognitive Störungen, wie Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens und der Aufmerksamkeit, stark zu den funktionellen Beeinträchtigungen bei, werden aber in den derzeitigen Therapien kaum berücksichtigt. Es werden neue Behandlungsstrategien benötigt, die auf kognitive Symptome bei Depressionen abzielen. Einige Studien bringen die Darmmikrobiota mit dem zentralen Nervensystem in Verbindung, beschreiben die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn und stellen heraus, dass die Darmmikrobiota-Gehirn-Achse mit Depression und Kognition in Verbindung steht.

Um diese Verbindung weiter zu erforschen, wurde in einer aktuellen randomisierten kontrollierten Studie die Wirkung einer vierwöchigen hochdosierten probiotischen Supplementierung auf kognitive Symptome bei Depression untersucht. An der Studie nahmen 60 schwer depressive Probanden teil, von denen 43 an einer modifizierten Intention-to-treat-Analyse teilnahmen. Ein probiotisches Supplement oder ein Placebo wurde über 31 Tage zusätzlich zur üblichen Behandlung der Depression verabreicht. Das Supplement enthielt die Stämme Streptococcus thermophilus, Bifidobacterium breve, B. longum, B. infantis, Lactobacillus acidophilus, L. plantarum, L. paracasei und L. delbrueckii subsp und L. bulgaricus mit einer Tagesdosis von 900 Milliarden KBE und wurde täglich in ein kaltes, nicht kohlensäurehaltigen Getränk gemischt. Die Ergebnisse der Probanden im Verbalen Lerngedächtnistest, im Corsi Block Tapping Test und in beiden Versionen des Trail Making Tests sowie die Konzentration des neurotrophen Faktors im Gehirn wurden vor, unmittelbar nach und vier Wochen nach der Behandlung untersucht. Des Weiteren wurden die Veränderungen der Gehirnaktivierung während der Verarbeitung des Arbeitsgedächtnisses vor und unmittelbar nach der Intervention untersucht.

Die Interventionsgruppe zeigte unmittelbar nach der Intervention beim Verbalen Lerngedächtnistests ein signifikant verbessertes unmittelbares Erinnerungsvermögen und einen Trend für einen langanhaltenden probiotischen Effekt. Daneben deuteten die Ergebnisse der Interventionsgruppe während Verarbeitungen im Arbeitsgedächtnisses auf eine verbesserte Hippocampusfunktion hin. Bei anderen Messungen wurden keine signifikanten Veränderungen festgestellt. Die vorliegenden Ergebnisse stützen die Annahme, dass die Darmmikrobiota-Gehirn-Achse bei schwerer Depression eine wichtige Rolle spielt, und unterstreichen das Potenzial mikrobiota-bezogener Behandlungsansätze.

Schneider E, Doll JPK, Schweinfurth N et al.
Effect of short-term, high-dose probiotic supplementation on cognition, related brain functions and BDNF in patients with depression: a secondary analysis of a randomized controlled trial
J Psychiatry Neurosci 1/2023